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TEMEL KAYNAKLAR • 16. Ünite: Kur’an bize öğüt verir – Adalet ve özgürlük
ISLAM-LEXIKON
Zwang im Glauben Der Koran als Zikr
Muslim ist derjenige, der die Glaubensbezeu- Der Koran erinnert die Menschen an ihre
gung verinnerlicht und sie dann ausspricht. Verantwortung gegenüber Allah, dem sie alles
Unter Zwang und wegen eventuell zu er- verdanken, gegenüber den Mitmenschen,
wartender Vorteile wechseln die Menschen der Natur, kurzum dem Schöpfer und der
scheinbar ihren Glauben. In ihren Herzen Schöpfung. Nach bestimmten Passagen
aber bleiben sie ihrem ursprünglichen ermahnenden Charakters werden diese als
Glauben treu. Diese folgenschwere Situation Zikr (Erinnerung) bezeichnet. Der arabische
will der Koran verhindern und verkündet Originalbegrif dafür wird von dem Wortstamm
unverkennbar, dass es keinen Zwang im z-k-r abgeleitet. Es umschließt ein weites
Glauben gibt (Koran 2/Baqara, 256). Zur Zeit Bedeutungsumfeld und impliziert unter
des Propheten Muhammed (s) gab es aber anderem Erinnerung (Koran 5/Maide, 110),
heuchlerische Menschen, die sich als Mus- Überlegen, Ratschlag, Ermahnung (Koran
lime ausgaben und sich dadurch materielle 37/Saffat, 13) und Erwähnung (Koran 73/
Vorteile erhofften; sie übermittelten sogar Muzzemmil, 8). Daher kann Zikr nicht nur
strategisch wichtige Informationen über auf eine einfache, gebetsmühlenartige
Muslime an die mekkanischen Polytheisten, Wiederholung des Namens Allahs
wodurch sie die junge muslimische Gemein- reduziert werden.
schaft zu destabilisieren suchten.
Koran vs. Grundgesetz?
Gerechtigkeit Der Koran enthält zu 80 % Prozent Ge-
Das Verlangen nach Gerechtigkeit ist ei- schichten der früheren Völker, Propheten-
ner der Urinstinkte der Menschen, dessen geschichten, Ermahnungen zum Guten und
Schutz und Verwirklichung durch das Aufforderung zur Einhaltung gerechtigkeits-
menschliche Gewissen gewährleistet wird, fördernder Taten. Es gibt aber auch Rege-
wenn der Mensch sich nicht von seinen Trie- lungen, die eine harmonische Gesellschaft
ben davon ablenken lässt. Auch die Vernunft herstellen sollen. Obwohl Gesetze einen
sagt uns, dass Gerechtigkeit unverzichtbar Bruchteil des Korans ausmachen, werden
ist. Da der Mensch des Öfteren im eigenen in der Öffentlichkeit der Koran und das
Interesse handelt, neigt er dazu, zum Nach- Grundgesetz verglichen. Die gottesdienstli-
teil anderer das für sich allein zu beanspru- chen Handlungen und Prinzipien des Korans
chen, worauf eigentlich auch die Mitmen- sind unveränderlich, die aber haben keine
schen ein Anrecht haben. Allah gebietet im Relevanz bei einem solchen Vergleich. Denn
Koran an mehreren Stellen, Gerechtigkeit zu Koran stellt einen Bezug zwischen dem
üben (Koran 16/Nahl, 90) und sie Menschen und dem transzendental Göttli-
aufrechtzuerhalten. chen her und ruft zum Heil auf (Koran 10/
Yunus, 25), während das Grundgesetz die
Geschicke der Menschen auf der Grundlage
ihrer Rechte zu regeln versucht.
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